Es ist ein altbekanntes Dilemma; und in Zeiten des „Gender Pay Gaps“ umso relevanter: Der Einkommensunterschied zwischen Männern und Frauen. Der nicht nur zum makro-ökonomischen Problemfall taugt, sondern auch in Partnerschaften für Zündstoff sorgt. Denn noch immer verdienen die Herren der Schöpfung deutlich mehr, auch wenn Frauen gleiche oder ebenbürtige Positionen bekleiden. Im Schnitt sind es 18% (Stand 2020), die Frauen einbüßen müssen. Wobei Deutschland im internationalen Vergleich deutlich hinterherhinkt und EU-weit sogar auf dem viertletzten Platz rangiert.
Ungleichheit im Verdienstgefüge
So weit, so schlecht. Und das Problem spinnt sich da fort, wo das kleinste politische Gefüge der Welt herrscht: nämlich in Familien bzw. Partnerschaften. Wahrscheinlich kennt jeder von uns die Situation, wo innerhalb der Beziehung über Geld diskutiert, manchmal auch gestritten wird. Was besonders brisant ist, wenn ein Partner überproportional mehr verdient, obgleich der andere mindestens genauso viel arbeitet oder eine qualitativ gleichwertige Leistung erbringt. Mann wie Frau, hin oder her.
Geld als Machtfaktor
Doch was sind die Hauptgründe dafür, dass Einkommensunterschiede zum Problemfall in einer Beziehung werden können? In einer aktuellen Umfrage gaben 61,4% der Befragten an, dass „Macht und Abhängigkeit“ ein wesentlicher Aspekt bei der Gehaltsdifferenz sind. Heißt: Derjenige, der mehr verdient, hat die Hand auf alles. Verfügt über die stärkere Entscheidungsgewalt, das höhere Ansehen und die bessere Kreditwürdigkeit – innerhalb und außerhalb der Zweier-Gemeinschaft.
Noch betrifft es häufiger die Frauen
Der „unterlegene“ Partner fühlt sich deshalb oft minderwertig, vom anderen dominiert und sprichwörtlich abgehängt. Und selbst wenn der oder die Besserverdienende trotz des monetären Gefälles um Gleichstellung und Harmonie bemüht ist, fühlt die andere Seite sich irgendwie in schlechterer Verhandlungsposition. Noch betrifft es häufiger die Frauen, die zudem noch unter der klassischen Doppelbelastung von Job und Familie leiden, und durch das Einkommensgefälle – gefühlt oder faktisch – in einer prekären Abhängigkeit gefangen sind. Doch es gibt auch zunehmend Männer, die darunter leiden, dass die Frau mehr verdient – aussprechen will das hingegen kaum jemand.
Das Thema Geld ist noch immer ein grosses Konfliktthema
Immerhin geben 15% der Umfrageteilnehmer*innen zu, dass Einkommensunterschiede zu Ungleichheit und Spannung in der Beziehung führen können. Geld, und wie es verwaltet, geteilt und ausgegeben wird, ist demnach in Partnerschaften immer noch ein großes Konfliktthema. Und ein regelrechtes Tabu, wenn es nicht da ist; vielleicht, weil sich inzwischen Schulden angehäuft haben. Oder die Partner pflegen verschiedene Lebensstile, was zu unterschiedlichen Wertungen darüber führt, wie und wofür Geld ausgegeben wird.
Bedürfnisse nicht am Geld festmachen
Doch es gibt Lösungen; neben Transparenz und Offenheit zum Thema Geld generell, sollten beide Parteien sich als Gemeinschaft sehen, wo nicht „Mein“ oder „Dein“, sondern „Unser“ vorherrscht. Denn permanentes Aufsplitten und Aufwiegen – auch und gerade in monetären Belangen – schürt nur Frust, Neid und Missverständnisse. Stattdessen sollte eine ehrliche Kommunikation über Bedürfnisse den Vorrang haben; meist entzünden sich Debatten ums Geld nämlich gar nicht am Mammon selbst, sondern an individuellen Vorstellungen und Wünschen, die jeder in Bezug auf sich und seine Zukunft hat.
Geld ist Geld und Partnerschaft ist Partnerschaft
Und für die Geld dann zum „Stellvertreterkrieg“ wird. Messen Sie Geld bzw. einem Einkommensunterschied also nicht mehr Bedeutung zu, als es tatsächlich verdient. Denn am Ende des Tages zählen in einer Partnerschaft Wärme, Verlässlichkeit und Vertrauen – mithin das, was man für kein Geld der Welt kaufen kann!
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